Liebe Frau Merkel,
Ich sage das Ihnen aus meiner eigenen Erfahrung: Sie sind einem kleinen Missverständnis auferlegen, wie auch viele andere im Land. Flüchtlinge sind keine Immigranten. Sie werden nur von so schlimmen Dingen in ihrem Ursprungsort heimgesucht, dass sie es sogar vorziehen, es unter lebensbedrohenden Umständen zu verlassen, um verbittert das hinter sich lassen, was uns Menschen am wichtigsten ist: die Angehörigen, die Freunde, die Kultur, unser Heim, unsere Umgebung, in der wir aufgewachsen sind.
Das heißt, im Umkehrschluss, dass sie auf die Dauer lieber zu ihrem Ursprung zurückkehren würden als für immer in Deutschland zu bleiben. Denn ob sie hier in Deutschland oder anderswo ankommen, die Sehnsucht nach der Heimat wird sie zeitlebens begleiten. Und, sollten sich die Bedingungen verbessern, werden sie wieder zurückkehren wollen. Nur einige, bei denen sich die Missstände verewigen, oder die vielleicht ihren Lebensgefährten in jemanden aus dem Gastland gefunden haben, werden wirklich bleiben wollen. Doch das wird immer eine Minderheit sein.
Als Deutscher in Chile aufgewachsen, kam ich mit 22 Jahren zum ersten Mal überhaupt nach Deutschland. Es verblüffte mich immer wieder, dass die Menschen nun um mich herum ganz ernsthaft dachten, hier in Deutschland zu sein sei das beste überhaupt was mir passieren konnte. Ich wollte viele Jahre lang aber eigentlich nur zurück, nur das Ziel eines sinnvoller Abschluss für das Studium hielt mich. Meine guten Freunde hier verstanden es überhaupt nicht. Ich zitierte ihnen vom römischen Historiker Tacitus, der vor zwei Jahrtausenden meinte, die Germanen könnten gar nicht von Einwanderern abstammen, sondern müssten schon immer da gewesen sein, denn wer würde schon in so ein Land ziehen, mit solch scheußlich rauem Wetter?
Inzwischen bin ich über mehrere Jahrzehnte aus beruflichen Gründen in vielen Teilen der Welt gewesen. Unter anderem in Hamburg, in Cuba, in Australien, in Stuttgart, in Venezuela, in Asien, in Spanien. Und jetzt bin ich Rumänien. Überall sagte man mir, dies sei der beste Fleck auf Erden. Die freundlichsten Menschen seien da, die allerschönsten Landschaften, die hübschesten Frauen, die besten Witze würden erzählt. Und das ist ja auch gut so, vielleicht ist es nicht einmal falsch, jeder sieht es halt aus seiner Sicht.
Was sollte man also tun?
Vor Jahrzehnten, beim Aufbau nach dem Krieg und mitten im Wirtschaftswunder, brauchte die Bundesrepublik dringend Arbeitskräfte. Man lud aus Italien, Spanien, Jugoslawien, Griechenland, der Türkei Gastarbeiter ein. Gäste, die befristet hier tätig sein sollten. Da es in diesen Ländern an Arbeitsplätzen mangelte, kamen diese Leute. Und fast alle sind auch wieder gegangen.
Zugegeben, es gab Härtefälle und viel Dummheit im Umgang mit den Menschen. Doch es wurde sehr viel mehr Gutes erreicht. In Madrid hatte ich über viele Jahre eine erstklassige Assistentin, die perfekt deutsch sprach und schrieb. Ihr Vater war einige Jahre Gastarbeiter im Ruhrgebiet gewesen, sie ging als Kind auf eine Schule in Deutschland. Und das gab ihr dann im Heimatland einen großen Vorteil, weil sie die soziale und sprachliche Kompetenz mitbrachte, um mit "Alemanes" ausgezeichnet arbeiten zu können.
Man wird einwenden, dass sich doch zu viele hier bei uns festsetzen. Die Türken in Kreuzberg. Die Italiener mit einer Eisdiele in jedem Ort. Sicher, und wir brauchen sie auch in Deutschland, um unsere Sozialleistungen und Renten halten zu können. Doch praktisch alle meine Freunde und Bekannte mit Migrationshintergrund, erzählen mir von dem Häuschen, das sie sich für den Rückzug in Ostanatolien oder in der Toscana gebaut haben. Hier in Rumänien sind Millionen von Menschen ausgewandert. Doch nun, da Rumänien in all den letzten Jahren beachtliche Raten im Wirtschaftswachstum aufweist, kommen mehr und mehr zurück, und sagen mir wie froh sie sind, wieder in ihrer Heimat zu sein.
Flüchtlinge und Asylanten, die nach Deutschland kommen, weil es für sie unzumutbar geworden ist, in ihrer Heimat zu bleiben, sind keine Immigranten. Es sollten unsere Gäste sein. Sie aufzunehmen ist eine Hilfeleistung, ist humanitärer Schutz, den eventuell auch jeder von uns mal beanspruchen muss, wer weiß. Man integriert sie so gut, wie man halt Besucher behandelt. Sie können wohnen, arbeiten und mitmachen. Aber das verlangt doch keine Integrationspolitik von uns, kein Zwang, unsere Kultur übergestülpt zu bekommen, unsere Sprache lernen zu müssen. Denn wenn das Problem, das sie vertrieb, gelöst ist, werden sie freiwillig zurück wollen. Unsere Außenpolitik sollte auch alles nur erdenkliche tun, damit in den Heimatländern dieser Leute bald wieder ein menschenwürdiges Leben möglich wird. Konkret bedeutet das meist Befriedung und wirtschaftliche Entwicklung. Damit leistet man nicht nur Gutes, man beschleunigt auch die Rückführung.
Und die Deutschen unter uns, die so große Angst haben vor den Anderen, werden sich vor Gästen, die wieder gehen werden, nicht so sehr fürchten.
Erlebt und nachgedacht
Montag, 12. September 2016
Samstag, 10. September 2016
Galileo Galilei schlägt der EU vor, 13 weitere Milliarden für Apple aufzubringen
Wenn Verstorbene Interviews geben könnten, wie spannend wäre das! Geniale Schriftsteller wie Hans Magnus Enzensberger denken das auch, und nutzen wieder das Totengespräch als literarische Figur. Mit AI und VR wird es sicher bald ein App im Store dazu geben, mit dem wir uns mit interessanten Menschen unterhalten können, rein virtuell natürlich. Doch dank der zugrundeliegenden Datensammlung und den Algorithmen dürfte ihre Meinung gar nicht so viel anders ausfallen, als wenn sie noch am Leben wären.
Ich greife dem mal vor, und lege Galileo, dem Vater der Wissenschaft, folgendes in den Mund:
Ich greife dem mal vor, und lege Galileo, dem Vater der Wissenschaft, folgendes in den Mund:
Ich halte es für ein Unding, dass die Europäische Union von Apple rückwirkend 13 Milliarden Euro Steuer für in Europa erwirtschaftete Gewinne fordert. Apple hat der Welt und den europäischen Bürgern in den letzten Jahren doch mehr Gutes getan, als es die EU und ihre Verwaltung.
Innovatoren haben es schwer und man haut gerne auf sie ein. Ich weiß, wovon ich rede.
Die Menschheit steuert mit ihren wissenschaftlichen Fortschritt und dessen technologischen Folgen unaufhaltbar auf eine Einigung zu. Wegbereiter sind internationale Unternehmen, unter denen Apple sicher heraussticht. Bei denen arbeiten die besten aus der ganzen Welt, und das Unternehmen bietet hilfreiche Produkte an, die inzwischen jedermann nutzt, weil sie das Leben bereichern und vereinfachen.
Die EU hat dagegen nicht einmal ihre eigenes Auseinanderfallen verhindert. Sie läßt sich von so abgegriffenen Gebilden wie die künstlichen Nationalstaaten Europas, die nach meinem Tod überhaupt erst in Erscheinung traten, in die Nutzlosigkeit treiben.
Doch wenn die EU noch etwas Gutes für ihre Menschen tun will, sollte sie weitere 13 Milliarden darauf legen, und Apple damit fördern, um weiterhin Fortschritt in die Welt zu bringen. Warum nicht mit einer Auflage? Zum Beispiel bis 2020 ein allein fahrendes elektrisches Fahrzeug mit einer machbaren Finanzierung für breite Klassen in der EU massiv anbieten zu müssen? Mit so einem iCar wird, zum einen, etwas wirkungsvolles gegen die Belastung der Atmosphäre getan, und zum anderen werden die Fahrzeugunfälle vermindert, die der Menschheit immer noch viel zu viel Leid bringen.
Das kriegt keine öffentliche Hand in der EU hin. Ein bürokratisches Gebilde macht mit 13 Milliarden Euro nicht viel zusätzlich Gutes. Schulen? Hospitäler? Brücken? Das ist doch Wunschdenken! Genauso wie den Engländern beim Brexit versprochen wurde, die Gelder für die EU besser in Gesundheit zu stecken. Heraus kommt von mehr eingezogener Steuer zumeist nur noch mehr Verwaltung, Vorschriften, noch mehr Einengung, noch mehr Polizei oder Kriegsvorbereitung - und damit ist das Geld dann auch schnell verbraucht.
Solange die globalen Konzerne wie Google und Apple keine Armeen und Waffen führen, sollte man sie ruhig mehr tun lassen. Denn sie sind die Speerspitze der Zusammenführung der Menschheit auf unserem Planeten. Eine Einigung, die von der EU nicht einmal in Europa erreicht wurde.Auf einer herbstlichen Wiese mit Siri in mein iPhone diktiert.
Montag, 24. November 2014
Putin und die neo-imperiale Talkshow bei Günther Jauch
Ich fand die Jauch Runde "Antwort an Putin: Nachgehen oder Härte zeigen" höchst ärgerlich.
Was ist denn das? Die Fortsetzung der Jalta Konferenz, in der allein die Mächtigen über ihre Einflussgebiete in Europa entscheiden ohne die tatsächlich betroffenen auch nur zu fragen? Die Menschen in der Ukraine oder in Moldavien, die sollen das so hinnehmen, auch wenn die meisten von ihnen lieber zu Westeuropa als zu einem rückständigen Russland tendieren?
Putin macht weiter das, was sein Volk seit Zarenzeiten gewohnt ist und viele heute noch gerne feiern: imperiale Politik. Wir übrigen Europäer sollten nicht zu viel Rücksicht auf seine Befindlichkeiten nehmen. Dagegen sollten wir an die kleinen osteuropäischen Völker denken, die eine andere Vorstellung für ihre Zukunft hegen, als die Puffer für ein paranoides Riesenland zu bleiben. Als Europäer ist es unser Pflicht, konstruktiv darüber nachzudenken, wie wir den kleinen Nachbarn im Osten in ihrer sicher nicht leichten Entwicklung helfen und den Wünschen der anständigen Menschen dort entgegen kommen können.
Am Ende wird auch Russland, als Teil Europas, zu unserer Gemeinschaft gehören. Denn auch dort werden sich die Menschen auf Dauer nicht allein mit Fahnen, Kirche und Vodka abspeisen lassen.
Aber so, wie das in dieser Runde angegangen wurde, ist es äußerst beschämend.
Sehen Sie selbst die Günther Jauch Talk Show vom 23. November 2014 ( www.ardmediathek.de/tv ) oder lesen Sie die traurig stimmenden Leserbeiträge dazu im Spiegel Online ( www.spiegel.de/kultur/tv/jauch-talk-zu-ukraine-konflikt-biermann-putin-und-hitlers-autobahn-a-1004592.html#js-article-comments-box-pager ).
Was ist denn das? Die Fortsetzung der Jalta Konferenz, in der allein die Mächtigen über ihre Einflussgebiete in Europa entscheiden ohne die tatsächlich betroffenen auch nur zu fragen? Die Menschen in der Ukraine oder in Moldavien, die sollen das so hinnehmen, auch wenn die meisten von ihnen lieber zu Westeuropa als zu einem rückständigen Russland tendieren?
Am Ende wird auch Russland, als Teil Europas, zu unserer Gemeinschaft gehören. Denn auch dort werden sich die Menschen auf Dauer nicht allein mit Fahnen, Kirche und Vodka abspeisen lassen.
Aber so, wie das in dieser Runde angegangen wurde, ist es äußerst beschämend.
Sehen Sie selbst die Günther Jauch Talk Show vom 23. November 2014 ( www.ardmediathek.de/tv ) oder lesen Sie die traurig stimmenden Leserbeiträge dazu im Spiegel Online ( www.spiegel.de/kultur/tv/jauch-talk-zu-ukraine-konflikt-biermann-putin-und-hitlers-autobahn-a-1004592.html#js-article-comments-box-pager ).
Montag, 28. April 2014
Das Kleinhirn und die Neo-Despoten
Nun habe ich
es endlich begriffen. Nach fast 64 Jahren auf dieser Erde und der Lektüre
mehrerer Sachbücher zum Thema.
Allein das
Kleinhirn entscheidet. Ein großes braucht man dafür offensichtlich nicht. Und
das alles in Nanosekunden, so dass wir es selbst gar nicht mitbekommen. Gefühle
und ein paar locker angesammelte Erfahrungen sind ausschlaggebend. Für längere
Gedankengänge ist da kein Platz, schließlich geht es ja um ein Kleinhirn. Zack!
So wird gedacht.
Das Großhirn
produziert dann nur noch im Nachhinein Argumente für diese Entscheidung. Falls
gewünscht. Ist sozusagen sein Pressesprecher. Von der Entscheidung selbst ist es ausgeschlossen. Dabei trickst
hier das Kleinhirn: Es lässt den großen Bruder geschickt im Glauben, er selbst,
nach langem Für und Wider, habe die Entscheidung getroffen. Deshalb denkt das
Großhirn auch nicht im Traume daran, seine Meinung zu ändern.
Man kann
also niemand umstimmen, niemand mit irgendwelchen Fakten überzeugen. Es hat keinen Zweck. Das Kleinhirn hat hinter den
Kulissen schon alle notwendigen Strippen gezogen. Was immer die Entscheidungen unterstützt, wird vom bewussten Großhirn dann auch freudig
registriert und gerne retweetet. Alles, was dann nicht passt, wird
ausgeblendet. Gibt es gar nicht. Oder, wenn das Getöse der kognitiven Dissonanz
tatsächlich zu groß wird und einfach die Mauer des Ignorierens nicht mehr
standhält, dann produziert das Großhirn in voller Kapazität Argumente für die
ihm von der kleinen Schwester eingeflößte Meinung und gegen alles, was sich
dieser widersetzt. Mangelt es möglicherweise dann an stichhaltigen oder
sachlichen Argumenten, wird es persönlich und beleidigend. Oder attackiert
einen anderen wunden Punkt des Gegners, der mit der Sache gar nicht im
Zusammenhang steht.
Eheleute kennen das vom Partner. Eltern von ihren Teenies und Teenies von ihren Eltern.
Es ist also
nicht so, dass die Obrigkeit von der göttlichen Eingebung abgeschnitten wurde,
weil der Messenger im Bierhaus versackte, wie Karl Valentin vermutete. Die
Wissenschaft hat festgestellt, dass es das Kleinhirn ist, dass die
Kommandozentrale gekapert hat und die Vernunft außen vor lässt. Bei der
Obrigkeit und bei allen anderen. Auch bei mir.
Doch was
passiert hier? Warum schreibe ich das?
Sollte sich
mein Großhirn tatsächlich emanzipieren wollen? Gibt es eine Chance, dass wir
uns von der unendlichen Dummheit in unserem Universum befreien könnten, in die uns
die Kleinhirne dieser Welt verdammt haben?
Nein, keine
Bange. Auch hier hat das Kleinhirn weiterhin die volle Kontrolle. Es trickst
nur wieder. Reiner Nebel. Es ist ihm wichtig, dass das Großhirn glaubt, es
hätte irgendein Recht auf Mitbestimmung. Es soll halt nur nicht merken, dass
dem überhaupt nicht so ist. Daher gönnt man ihm gelegentliche Freiräume, völlig
ungefährlich für den tatsächlichen Machterhalt.
Genauso wie in diesen neuen Demokratien in Ost und West, in denen im Grunde ein starker Mann allein alle Fäden in der Hand hält, und es trotzdem eine Spielwiese für Andersdenkende gibt. Wie der Sandkasten in der IT-Welt. Darin kann man machen, was man will. Bewirken wird man allerdings nichts, die tatsächliche Entscheidungsbefugnis bleibt dem Häuptling und den Seinen vorbehalten. Und ich hege den Verdacht, dass viele von denen gar kein Großhirn haben. Allerhöchstens zwei kleine. Mehr brauchen sie auch gar nicht.
Dienstag, 11. März 2014
Fussballer sollten das Zocken lieber den Bankern überlassen
Also da habe ich einen Freund, Fussballer a.D., der meinte, mit spekulativem Börsen- und Devisenjonglieren sein Altersgeld aufbessern zu können. Da hatte er es im Alter von 33 geschafft, nach 12 Jahren ballern für einen südeuropäischen Provinzverein, immerhin mit einer Million Euro auf der hohen Kante in die Fussballerpension zu gehen.
Das dürfte reichen, meinte ich. "Nicht so ganz", widersprach er, "ich brauche so für Frau, Kinder und mich etwa 40.000 pro Jahr. Da ist das viele Geld nach 25 Jahren zu Ende. Dann bin ich mit 58 nicht einmal so alt wie du jetzt."
Recht hat er. Da nicht jeder Ex-Fussballer einem bayerischen Spitzenverein vorstehen kann, war es sein Plan, zu investieren. Und da die Banken bekanntlich das meiste von einem Investor für sich behalten, holte er sich so eine Online Trading Software, um seine Investments selber zu steuern. Zuhause oder unterwegs, vom smarten Handy aus.
Damit konnte er nicht nur Geld verdienen, es machte ihm auch Spaß, mächtig Spaß. Man könnte fast sagen, er wurde süchtig. Klick - Klick - Klick - warten - Klick: 1% reicher am FX-Markt. Klick - Klick, na ja, ging daneben. Immer wieder! Nicht anders als beim großen Vorbild, schaffte er es in einem Jahr an die über 50.000 Transaktionen. Mal gewonnen, mal verloren.
Auf meine Frage, ob er jetzt reicher sei, antwortete er grinsend: “Eigentlich habe ich immer noch das gleiche Geld. Aber es hat Spaß gemacht.”
Dieser Spaß wird ihm spätestens dann vergehen, wenn er seinen Steuerberater spricht. Denn, wie die Dame der Steuerfahndung in einem heute laufenden Prozess bestätigte, nutzt es bei diesem Invest-Zocken nichts, Verluste zu machen. Der Staat will 25% der eingestrichenen Gewinne. Etwaige Verluste trägt in diesem Spiel der Zockerer ganz allein. Beim wirklichen Zocken, bei Glücksspielen wie Lotto und so, fällt dagegen keine Steuer an.
Und, im Gegensatz zu dem, was der einfache Michel denkt, wenn er meint, eine Steuerschuld von 27 oder mehr Millionen kann man nur mit einer ungeheuren Summe Einsatz beim Online Trading zusammenbekommen, sehen Sie mal, was ich meinem Freund vorrechne.
Er hat 50.000 mal spekuliert.
Er hat 1 Million Euro Spielgeld.
Im Schnitt hat er zur Hälfte je 1% (10.000 Euro) Gewinn und 1% Verlust (-10.000 Euro) gemacht.
Also
Gewonnen: 25.000 x 10.000 = 250.000.000 Euro. Darauf entfallen dann 25% Steuer.
Verloren: 25.000 x -10.000 = -250.000.000 Euro, steuerfrei.
Am Schluss hat er weiterhin noch seine Million. Das ging mal gut. Aber leider auch 62,5 Millionen Euro Steuerschulden. Die er nie und nimmer wird bezahlen können.
Ab in den Knast mit ihm. Da gehören die Steuerhinterzieher hin!
Er hat 1 Million Euro Spielgeld.
Im Schnitt hat er zur Hälfte je 1% (10.000 Euro) Gewinn und 1% Verlust (-10.000 Euro) gemacht.
Also
Gewonnen: 25.000 x 10.000 = 250.000.000 Euro. Darauf entfallen dann 25% Steuer.
Verloren: 25.000 x -10.000 = -250.000.000 Euro, steuerfrei.
Samstag, 23. November 2013
Interview in Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien
„Die Welt ist hochinteressant und man kann sich überall wohlfühlen“
ADZ-Gespräch mit Jorge Leuschner, Geschäftsführer des MAN-Importeurs „MHS Truck & Bus“ in Rumänien
Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien, ADZ, Mittwoch, 20. November 2013
Jorge Leuschner ist seit über sechs Jahren Geschäftsführer von MHS Truck & Bus, ein Unternehmen mit Hauptsitz in Bukarest und 311 Mitarbeitern landesweit. Es gehört zur erfolgreichen Gruppe „Automobile Bavaria“, dessen Geschäftsinhaber der gebürtige Sachse Michael Schmidt ist. MHS Truck & Bus ist der Generalimporteur von MAN-Fahrzeugen in Rumänien und hat unlängst seine achte Servicefiliale in Bacău eröffnet. Über seine Tätigkeiten und Erfahrungen sprach Dagmar Schneider mit Jorge Leuschner für die ADZ.
Wann zog es Sie und was zog Sie ausgerechnet nach Bukarest?
Es war 2002. Bevor ich nach Rumänien kam, war ich neun Jahre lang in der Hauptstadt von Venezuela, in Caracas tätig. Dort hatte ich eine Mercedes-Niederlassung aufgebaut. Mit dem Einstieg von Chrysler bei Mercedes im Jahr 1997 und dem Umzug der neuen Geschäftsführung in eine andere große Stadt, entschloss ich mich mit meiner Familie, nach Spanien zurückzukehren, wo ich vorher schon zehn Jahre gearbeitet hatte. Es kam aber anders als geplant, da in der Zwischenzeit Herr Ţiriac, welcher damals die Vertretung für Mercedes-Benz in Rumänien hatte, einen Geschäftsführer suchte und ich somit nach Rumänien kam. Zwischendurch war ich dann für kurze Zeit in Kuba und Serbien tätig. 2006 aber sprach mich zufälligerweise Herr Schmidt an, ob ich nicht die MAN-Niederlassung leiten wolle, die noch im Aufbau war. Da ich darin Berufserfahrung hatte und auch ansässig werden wollte, stieg ich 2007, nachdem ich fast 30 Jahre lang für Mercedes gearbeitet hatte, in die MAN-Welt ein.
Durch die geschilderten Tätigkeiten in verschiedenen Ländern bringen Sie ein großes Know-how mit. Welche Eigenschaften muss eine Person haben, um einen erfolgreichen Betrieb zu führen?
Ich denke, dass ein Geschäftsführer sowohl durch Unterlassen als auch durch zu viel Tun eine Firma schädigen kann. Ich hatte ein Riesenglück in meinem Leben, weil ich als junger Mann in eine Abteilung bei Mercedes geraten bin – das war so eine Art Feuerwehr – die der Vorstand für den Export hatte. Ich wurde damals auf alle Kontinente der Welt geschickt für ein paar Wochen, Monate, um eine bestimmte Problematik zu lösen, die mit dem Vertrieb der Fahrzeuge zu tun hatte. Zum Beispiel wurde ich nach Uruguay geschickt, um einem jungen Studenten, dessen Vater einen Betrieb hatte und gestorben war, zu unterstützen und bei dem Weiterführen des Geschäftes zu beraten. Und da hab ich sehr viel gelernt, ich hab Betriebe gesehen, die gut liefen, und welche, die nicht so gut liefen, und konnte bestimmte Muster über Erfolg und Misserfolg ableiten und so habe ich diesen Job theoretisch-praktisch erst richtig gelernt, bevor ich dann in Venezuela den Aufbau und die Verantwortung der Niederlassung übernahm.
Da hab ich gemerkt, wie wichtig es ist, den Mitarbeitern die Möglichkeit einzuräumen, selbst ihren Bereich mit zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen, dass man als Vorgesetzter sehen soll, dass die Mitarbeiter miteinander reden, Informationen austauschen, dass der Teamgeist gefördert wird. Den Leuten Regeln vorzuschreiben und zu kontrollieren, dass sie auch eingehalten werden, finde ich demotivierend. Wir haben zum Beispiel einen ganz kleinen Verwaltungsapparat, in dem jeder engagiert und sich seiner Verantwortung bewusst ist.
Und dann, eine andere Sache, die auch sehr wichtig ist und von der immer sehr viel geredet wird, ist die Kundennähe, mit anderen Worten, man muss sich um den Kunden kümmern. Hier in Rumänien gibt es etwa 20.000 Lkw-Halter, also Firmen, die einen Fuhrpark haben und rund 100.000 Lkw. Wir verkaufen circa 20 Prozent dieser Lkw, das heißt, wir müssen Kontakt haben sowohl zu bestehenden Kunden für Erneuerungsgeschäfte als auch zu Interessenten, mit denen wir noch kein Geschäft abgewickelt haben. Sie müssen fühlen, dass sie auch nach dem Kauf bei uns weiterhin gut betreut werden durch unser Serviceangebot.
Sie sprechen die Wichtigkeit der Kundenbetreuung an. Erzählen Sie uns, wie es dazu kam, in Bacău ein weiteres Servicecenter zu eröffnen.
Lassen Sie mich dazu von den ersten Jahren der Gründung von MHS Truck & Bus sprechen. Es war um das Jahr 2000, als ich noch bei der Konkurrenz tätig war, da überlegte sich Herr Schmidt, neben dem wachsenden Geschäft mit BMW auch eine Lkw-Abteilung in seinem Unternehmen zu haben. Da die MAN-Marke noch gar nicht so richtig vertreten war, fing er auf eigene Kosten an, eine Werkstatt nach MAN-Plänen in Otopeni zu bauen. Als die MAN-Manager diese Werkstatt sahen, bekam Herr Schmidt einen Händlerstatus. Um aber als Generalimporteur für Rumänien aufzutreten, wurde von der Leitung der MAN in München die Gründung einer eigenen Firma gefordert. So entstand MHS Truck & Bus, deren Leitung gleich zu Anfang mir übertragen wurde, mit einem damaligen Marktanteil von 8 Prozent, der in kurzer Zeit, durch die Gründung von weiteren Filialen und der permanenten Schulung der Mitarbeiter, auf über 20 Prozent wuchs.
Zum neuen Standort in Bacău muss gesagt werden, dass es schon seit langer Zeit ein Projekt gab für die sinnvolle Verteilung von Standorten im Land. Wenn man sich dann entscheidet für den Ort, muss man bestimmte Faktoren berücksichtigen, wie genügend Platz für das Abstellen der Lkw, die Lage des Grundstückes sollte womöglich am Stadtrand sein mit Strom und Gasanschluss und natürlich der Preis. Als das Grundstück in Bacău gekauft wurde, kam die Krise und so stoppten wir alles. Jetzt vor einem Jahr etwa begannen wir, wieder aktiv zu werden. Herr Pavel, dem der größte Baumarkt Rumäniens, Dedeman, gehört, hatte einen Renault-Truck-Betrieb in Bacău, in welchem die eigenen 160 Lkw gewartet wurden. Da er auf diesem Gebiet kein Experte war, bot er uns an, den Betrieb zu kaufen, und so einigten wir uns auf ein Tauschgeschäft. Unser Grundstück wurde als Anzahlung für den Renault-Betrieb veräußert. Die Angestellten wurden übernommen und zwei Monate lang geschult. Das moderne Gebäude musste nur wenig verändert werden und so konnte die Einweihung im Oktober erfolgen.
Welche Projekte haben Sie für die Zukunft? Wie sehen die Zukunftsprognosen in dieser Branche aus?
Zuerst mal müssen wir warten, dass der Lkw-Markt wieder auf ein normales Niveau zurück pendelt. Er ist sogar unter die Verkaufszahlen der 90-er Jahre abgerutscht. Es gibt eine Faustregel, die besagt, dass bei einer Million Einwohner ungefähr 1.000 neue Lkw pro Jahr gebraucht werden. Statt 20.000 werden aber nur um die 3.500 Lkw verkauft und das schon seit Beginn der Krise. Der gegenwärtige Zugang zu Krediten ist schwierig, was bedeutet, dass viele Kunden ihren Fuhrpark nicht erneuern, und das hat Konsequenzen. Das wird sich mit der Zeit schon ändern und wenn dann auch der Staat in die Erneuerung der Infrastruktur investiert, dann belebt sich der Markt. Dann erst könnte man sich überlegen, in den Orten Konstanza, Craiova, Großwardein, wo wir schon Grundstücke haben, aktiv zu werden.
Wie sehen Sie als Deutscher die Mentalität, das Miteinander der Menschen in Rumänien? Was fällt Ihnen auf?
Ich habe hier einen großen Vorteil. Da ich in Chile geboren und aufgewachsen bin, empfinde ich die Mentalitätsunterschiede nicht so stark. Die Erfahrungen, die ich durch meine weltweiten Tätigkeiten gesammelt habe, sind auf diesem Gebiet die gleichen. Überall gibt es sowohl Spannungen als auch Harmonie. Ich schaue aber, dass ich mit den Menschen rede über Sachen, die meiner Meinung nach nicht so gut laufen, und wo es Reibungen gibt, und versuche so, die Situation zu verbessern.
Die Welt ist hochinteressant und man kann sich überall wohlfühlen. Es hängt von einem selber ab. Und die Menschen sind überall dieselben, nur die Ausdrucksweise ist unterschiedlich.
Haben Sie Beziehungen zu Deutschstämmigen hier in Rumänien?
Wir haben sehr viele deutschstämmige Leute im Betrieb. Sogar aus Deutschland sind Rumänen deutscher Abstammung über Annoncen rekrutiert worden und wieder hergezogen. Für deutsche Firmen in Rumänien sind diese Leute ideal, weil die Deutschrumänen das Land gut kennen, die solide deutsche Arbeitsweise gelernt haben, die Art sich zu organisieren usw., aber auf der anderen Seite auch den einfachen Zugang zu den Rumänen haben. Deutsche werden übrigens hier, und auch in meinem Geburtsland Chile ist es nicht anders, unheimlich respektiert. Da die deutschen Produkte teuer sind, ist es wichtig, dass deutsche Firmen einen guten Vertreter haben, der durch gute Kommunikation dem lokalen Kunden zu verstehen gibt, warum sie teuer sind. Diese Konstellation mit Deutschrumänen ist daher für unser Geschäft optimal.
Welches sind Ihre Zukunftswünsche auf Rumänien bezogen?
Ich wünsche mir sehr, dass dieses Land vorwärts kommt, dass in die Infrastruktur investiert wird, dass es sich dahin entwickelt, wo es eigentlich hingehört. Die Menschen sollten die Möglichkeit haben, sich hier zu entfalten, und nicht wegziehen. Die Machtverhältnisse, die teilweise von Institutionen und Bürokratie gehalten werden und von Leuten, die charakterlich nicht so viel Macht haben sollten, das sollte sich ändern. Ich nehme Spanien als Beispiel, welches nach dem Eintritt in die EU Mitte der Achtziger sich von einem rückständigen Land in ein spritziges, weltoffenes Land entwickelt hat. Das wird in Rumänien bestimmt auch so sein, es ist nur eine Frage der Zeit.
Wann zog es Sie und was zog Sie ausgerechnet nach Bukarest?
Es war 2002. Bevor ich nach Rumänien kam, war ich neun Jahre lang in der Hauptstadt von Venezuela, in Caracas tätig. Dort hatte ich eine Mercedes-Niederlassung aufgebaut. Mit dem Einstieg von Chrysler bei Mercedes im Jahr 1997 und dem Umzug der neuen Geschäftsführung in eine andere große Stadt, entschloss ich mich mit meiner Familie, nach Spanien zurückzukehren, wo ich vorher schon zehn Jahre gearbeitet hatte. Es kam aber anders als geplant, da in der Zwischenzeit Herr Ţiriac, welcher damals die Vertretung für Mercedes-Benz in Rumänien hatte, einen Geschäftsführer suchte und ich somit nach Rumänien kam. Zwischendurch war ich dann für kurze Zeit in Kuba und Serbien tätig. 2006 aber sprach mich zufälligerweise Herr Schmidt an, ob ich nicht die MAN-Niederlassung leiten wolle, die noch im Aufbau war. Da ich darin Berufserfahrung hatte und auch ansässig werden wollte, stieg ich 2007, nachdem ich fast 30 Jahre lang für Mercedes gearbeitet hatte, in die MAN-Welt ein.
Durch die geschilderten Tätigkeiten in verschiedenen Ländern bringen Sie ein großes Know-how mit. Welche Eigenschaften muss eine Person haben, um einen erfolgreichen Betrieb zu führen?
Ich denke, dass ein Geschäftsführer sowohl durch Unterlassen als auch durch zu viel Tun eine Firma schädigen kann. Ich hatte ein Riesenglück in meinem Leben, weil ich als junger Mann in eine Abteilung bei Mercedes geraten bin – das war so eine Art Feuerwehr – die der Vorstand für den Export hatte. Ich wurde damals auf alle Kontinente der Welt geschickt für ein paar Wochen, Monate, um eine bestimmte Problematik zu lösen, die mit dem Vertrieb der Fahrzeuge zu tun hatte. Zum Beispiel wurde ich nach Uruguay geschickt, um einem jungen Studenten, dessen Vater einen Betrieb hatte und gestorben war, zu unterstützen und bei dem Weiterführen des Geschäftes zu beraten. Und da hab ich sehr viel gelernt, ich hab Betriebe gesehen, die gut liefen, und welche, die nicht so gut liefen, und konnte bestimmte Muster über Erfolg und Misserfolg ableiten und so habe ich diesen Job theoretisch-praktisch erst richtig gelernt, bevor ich dann in Venezuela den Aufbau und die Verantwortung der Niederlassung übernahm.
Da hab ich gemerkt, wie wichtig es ist, den Mitarbeitern die Möglichkeit einzuräumen, selbst ihren Bereich mit zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen, dass man als Vorgesetzter sehen soll, dass die Mitarbeiter miteinander reden, Informationen austauschen, dass der Teamgeist gefördert wird. Den Leuten Regeln vorzuschreiben und zu kontrollieren, dass sie auch eingehalten werden, finde ich demotivierend. Wir haben zum Beispiel einen ganz kleinen Verwaltungsapparat, in dem jeder engagiert und sich seiner Verantwortung bewusst ist.
Und dann, eine andere Sache, die auch sehr wichtig ist und von der immer sehr viel geredet wird, ist die Kundennähe, mit anderen Worten, man muss sich um den Kunden kümmern. Hier in Rumänien gibt es etwa 20.000 Lkw-Halter, also Firmen, die einen Fuhrpark haben und rund 100.000 Lkw. Wir verkaufen circa 20 Prozent dieser Lkw, das heißt, wir müssen Kontakt haben sowohl zu bestehenden Kunden für Erneuerungsgeschäfte als auch zu Interessenten, mit denen wir noch kein Geschäft abgewickelt haben. Sie müssen fühlen, dass sie auch nach dem Kauf bei uns weiterhin gut betreut werden durch unser Serviceangebot.
Sie sprechen die Wichtigkeit der Kundenbetreuung an. Erzählen Sie uns, wie es dazu kam, in Bacău ein weiteres Servicecenter zu eröffnen.
Lassen Sie mich dazu von den ersten Jahren der Gründung von MHS Truck & Bus sprechen. Es war um das Jahr 2000, als ich noch bei der Konkurrenz tätig war, da überlegte sich Herr Schmidt, neben dem wachsenden Geschäft mit BMW auch eine Lkw-Abteilung in seinem Unternehmen zu haben. Da die MAN-Marke noch gar nicht so richtig vertreten war, fing er auf eigene Kosten an, eine Werkstatt nach MAN-Plänen in Otopeni zu bauen. Als die MAN-Manager diese Werkstatt sahen, bekam Herr Schmidt einen Händlerstatus. Um aber als Generalimporteur für Rumänien aufzutreten, wurde von der Leitung der MAN in München die Gründung einer eigenen Firma gefordert. So entstand MHS Truck & Bus, deren Leitung gleich zu Anfang mir übertragen wurde, mit einem damaligen Marktanteil von 8 Prozent, der in kurzer Zeit, durch die Gründung von weiteren Filialen und der permanenten Schulung der Mitarbeiter, auf über 20 Prozent wuchs.
Zum neuen Standort in Bacău muss gesagt werden, dass es schon seit langer Zeit ein Projekt gab für die sinnvolle Verteilung von Standorten im Land. Wenn man sich dann entscheidet für den Ort, muss man bestimmte Faktoren berücksichtigen, wie genügend Platz für das Abstellen der Lkw, die Lage des Grundstückes sollte womöglich am Stadtrand sein mit Strom und Gasanschluss und natürlich der Preis. Als das Grundstück in Bacău gekauft wurde, kam die Krise und so stoppten wir alles. Jetzt vor einem Jahr etwa begannen wir, wieder aktiv zu werden. Herr Pavel, dem der größte Baumarkt Rumäniens, Dedeman, gehört, hatte einen Renault-Truck-Betrieb in Bacău, in welchem die eigenen 160 Lkw gewartet wurden. Da er auf diesem Gebiet kein Experte war, bot er uns an, den Betrieb zu kaufen, und so einigten wir uns auf ein Tauschgeschäft. Unser Grundstück wurde als Anzahlung für den Renault-Betrieb veräußert. Die Angestellten wurden übernommen und zwei Monate lang geschult. Das moderne Gebäude musste nur wenig verändert werden und so konnte die Einweihung im Oktober erfolgen.
Welche Projekte haben Sie für die Zukunft? Wie sehen die Zukunftsprognosen in dieser Branche aus?
Zuerst mal müssen wir warten, dass der Lkw-Markt wieder auf ein normales Niveau zurück pendelt. Er ist sogar unter die Verkaufszahlen der 90-er Jahre abgerutscht. Es gibt eine Faustregel, die besagt, dass bei einer Million Einwohner ungefähr 1.000 neue Lkw pro Jahr gebraucht werden. Statt 20.000 werden aber nur um die 3.500 Lkw verkauft und das schon seit Beginn der Krise. Der gegenwärtige Zugang zu Krediten ist schwierig, was bedeutet, dass viele Kunden ihren Fuhrpark nicht erneuern, und das hat Konsequenzen. Das wird sich mit der Zeit schon ändern und wenn dann auch der Staat in die Erneuerung der Infrastruktur investiert, dann belebt sich der Markt. Dann erst könnte man sich überlegen, in den Orten Konstanza, Craiova, Großwardein, wo wir schon Grundstücke haben, aktiv zu werden.
Wie sehen Sie als Deutscher die Mentalität, das Miteinander der Menschen in Rumänien? Was fällt Ihnen auf?
Ich habe hier einen großen Vorteil. Da ich in Chile geboren und aufgewachsen bin, empfinde ich die Mentalitätsunterschiede nicht so stark. Die Erfahrungen, die ich durch meine weltweiten Tätigkeiten gesammelt habe, sind auf diesem Gebiet die gleichen. Überall gibt es sowohl Spannungen als auch Harmonie. Ich schaue aber, dass ich mit den Menschen rede über Sachen, die meiner Meinung nach nicht so gut laufen, und wo es Reibungen gibt, und versuche so, die Situation zu verbessern.
Die Welt ist hochinteressant und man kann sich überall wohlfühlen. Es hängt von einem selber ab. Und die Menschen sind überall dieselben, nur die Ausdrucksweise ist unterschiedlich.
Haben Sie Beziehungen zu Deutschstämmigen hier in Rumänien?
Wir haben sehr viele deutschstämmige Leute im Betrieb. Sogar aus Deutschland sind Rumänen deutscher Abstammung über Annoncen rekrutiert worden und wieder hergezogen. Für deutsche Firmen in Rumänien sind diese Leute ideal, weil die Deutschrumänen das Land gut kennen, die solide deutsche Arbeitsweise gelernt haben, die Art sich zu organisieren usw., aber auf der anderen Seite auch den einfachen Zugang zu den Rumänen haben. Deutsche werden übrigens hier, und auch in meinem Geburtsland Chile ist es nicht anders, unheimlich respektiert. Da die deutschen Produkte teuer sind, ist es wichtig, dass deutsche Firmen einen guten Vertreter haben, der durch gute Kommunikation dem lokalen Kunden zu verstehen gibt, warum sie teuer sind. Diese Konstellation mit Deutschrumänen ist daher für unser Geschäft optimal.
Welches sind Ihre Zukunftswünsche auf Rumänien bezogen?
Ich wünsche mir sehr, dass dieses Land vorwärts kommt, dass in die Infrastruktur investiert wird, dass es sich dahin entwickelt, wo es eigentlich hingehört. Die Menschen sollten die Möglichkeit haben, sich hier zu entfalten, und nicht wegziehen. Die Machtverhältnisse, die teilweise von Institutionen und Bürokratie gehalten werden und von Leuten, die charakterlich nicht so viel Macht haben sollten, das sollte sich ändern. Ich nehme Spanien als Beispiel, welches nach dem Eintritt in die EU Mitte der Achtziger sich von einem rückständigen Land in ein spritziges, weltoffenes Land entwickelt hat. Das wird in Rumänien bestimmt auch so sein, es ist nur eine Frage der Zeit.
Sonntag, 1. September 2013
Hirnforscher, Journalisten und das Schulsystem
Da ich zu viel Zeit im Verkehr verbringe, höre ich Podcasts. Man kann sogar Zeitungen hören, die man dann später gar nicht mehr zu lesen braucht. Herrlich! Die berüchtigten morgendlichen Staus der rumänischen Hauptstadt verlieren einen großen Teil ihrer schadenstiftenden Eigenschaft. Unter anderen abonniere ich Die Zeit in Audio-Ausgabe. Clever lesen, Zeit sparen.
Meine zwei Teenager gehen zum dem Zeitpunkt zur Schule. Ihr Erfolg da ist mehr schlecht als recht. Es wird viel Wissen vermittelt und dann abgefragt. Das ist nicht so ganz ihr Ding. Der Junge ist eher künstlerisch veranlagt und rein akademische Fächer fallen ihm schwer, beim Mädchen ist es eher andersherum, sie ist unterfordert und langweilt sich - beide motiviert in der Schule kaum noch etwas. In der Grundschule war das noch anders, da hatten Lehrer mehr Möglichkeiten, auf unterschiedliche Veranlagungen einzugehen. Die Lehrer der Oberstufe sind eher Fachleute, die ihren Stoff abgeben und dann kontrollieren müssen, was hängengeblieben ist. Doch ist in Zeiten, in denen das Wissen exponentiell zunimmt und das Internet jede Information bereithält, das was die Menschen brauchen?
Wenn ich die jungen Menschen ansehe, die mit uns im Betrieb zu arbeiten anfangen, kann ich mich dem Eindruck nicht erwehren, dass unser Ausbildungssystem sie eher zu konformen Bedenkenträger, bestenfalls karrierebessenen Individuen hinverbogen hat, die entgegen dem, was sie von sich selber halten, auch fachlich ziemlich hinter dem Berg sind. Wir müssen dann aus denen erst gute Kollegen machen, die lernen müssen, zu führen und geführt zu werden, die sowohl eigenständig wie im Team arbeiten können, die ihre vergrabene Kreativität wiederfinden und die sich ihr ganzes Berufswissen überhaupt erst einmal aneignen müssen.
Ich höre hin, ein Artikel über Bildung wird vorgelesen, über Bildungsrevolution. Das wird interessant. Martin Spiewak heißt der Journalist. Interessant wurde es dann leider doch nicht. Stattdessen muffelt der Journalist, dass sich Menschen wie der Populärphilosoph Richard David Precht oder ein wohl etwas selbstbezogener Prof. Gerald Hüther an dieses Thema heranwagen, die gar keine wissenschaftlichen Experten in der Angelegenheit sind. Da offensichtlich keine Experten vom pädagogischen Establishment am Schulsystem etwas auszusetzen haben, ist alles bestens. Es sind doch nur Laien, die einen diesbezüglichen medialen Wirbel veranstalten, eher nur - wie er andeutet - als Befriedigung ihres überdimensionierten Ego-Trips.
Den mich enttäuschenden Artikel können Sie hier nachlesen.
Es gab seitenweise Leserzuschriften. Der Autor selbst beteiligte sich auch an der Diskussion, ohne viel weitere Erkenntnisse beizutragen. Ich schätze Mal, dass 60% der Zuschriften meinten, man solle doch endlich mit den Reformen des Schulsystems aufhören und die Schüler bitte in Ruhe pauken lassen. Die übrigen meinten, so wie ich, dass die Zeiten sich gewaltig ändern, dass Menschen heutzutage eine ganz anders Ausbildung benötigen. Und dass das heutige System viel Entfaltungsmöglichkeit vergräbt, dass die Jugendlichen ursprünglich mit sich brachten.
Wie anders als der Artikel ist dagegen dieser 20-Minuten Beitrag von dem Engländer Ken Robinson in TED-Talk. Der bringt einen nicht nur dazu, sich dagegen oder dafür äußern, sondern mal wirklich nachzudenken. Das Thema ist universal, es betrifft Deutschland, USA, Rumänien, die Entwicklungsländer im gleichen Maß. Und ein Nachdenken ist das Thema bestimmt wert.
Ken Robinson: How to escape education's Death Valley
Meine zwei Teenager gehen zum dem Zeitpunkt zur Schule. Ihr Erfolg da ist mehr schlecht als recht. Es wird viel Wissen vermittelt und dann abgefragt. Das ist nicht so ganz ihr Ding. Der Junge ist eher künstlerisch veranlagt und rein akademische Fächer fallen ihm schwer, beim Mädchen ist es eher andersherum, sie ist unterfordert und langweilt sich - beide motiviert in der Schule kaum noch etwas. In der Grundschule war das noch anders, da hatten Lehrer mehr Möglichkeiten, auf unterschiedliche Veranlagungen einzugehen. Die Lehrer der Oberstufe sind eher Fachleute, die ihren Stoff abgeben und dann kontrollieren müssen, was hängengeblieben ist. Doch ist in Zeiten, in denen das Wissen exponentiell zunimmt und das Internet jede Information bereithält, das was die Menschen brauchen?
Wenn ich die jungen Menschen ansehe, die mit uns im Betrieb zu arbeiten anfangen, kann ich mich dem Eindruck nicht erwehren, dass unser Ausbildungssystem sie eher zu konformen Bedenkenträger, bestenfalls karrierebessenen Individuen hinverbogen hat, die entgegen dem, was sie von sich selber halten, auch fachlich ziemlich hinter dem Berg sind. Wir müssen dann aus denen erst gute Kollegen machen, die lernen müssen, zu führen und geführt zu werden, die sowohl eigenständig wie im Team arbeiten können, die ihre vergrabene Kreativität wiederfinden und die sich ihr ganzes Berufswissen überhaupt erst einmal aneignen müssen.
Ich höre hin, ein Artikel über Bildung wird vorgelesen, über Bildungsrevolution. Das wird interessant. Martin Spiewak heißt der Journalist. Interessant wurde es dann leider doch nicht. Stattdessen muffelt der Journalist, dass sich Menschen wie der Populärphilosoph Richard David Precht oder ein wohl etwas selbstbezogener Prof. Gerald Hüther an dieses Thema heranwagen, die gar keine wissenschaftlichen Experten in der Angelegenheit sind. Da offensichtlich keine Experten vom pädagogischen Establishment am Schulsystem etwas auszusetzen haben, ist alles bestens. Es sind doch nur Laien, die einen diesbezüglichen medialen Wirbel veranstalten, eher nur - wie er andeutet - als Befriedigung ihres überdimensionierten Ego-Trips.
Den mich enttäuschenden Artikel können Sie hier nachlesen.
Es gab seitenweise Leserzuschriften. Der Autor selbst beteiligte sich auch an der Diskussion, ohne viel weitere Erkenntnisse beizutragen. Ich schätze Mal, dass 60% der Zuschriften meinten, man solle doch endlich mit den Reformen des Schulsystems aufhören und die Schüler bitte in Ruhe pauken lassen. Die übrigen meinten, so wie ich, dass die Zeiten sich gewaltig ändern, dass Menschen heutzutage eine ganz anders Ausbildung benötigen. Und dass das heutige System viel Entfaltungsmöglichkeit vergräbt, dass die Jugendlichen ursprünglich mit sich brachten.
Wie anders als der Artikel ist dagegen dieser 20-Minuten Beitrag von dem Engländer Ken Robinson in TED-Talk. Der bringt einen nicht nur dazu, sich dagegen oder dafür äußern, sondern mal wirklich nachzudenken. Das Thema ist universal, es betrifft Deutschland, USA, Rumänien, die Entwicklungsländer im gleichen Maß. Und ein Nachdenken ist das Thema bestimmt wert.
Ken Robinson: How to escape education's Death Valley
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