„Die Welt ist hochinteressant und man kann sich überall wohlfühlen“
ADZ-Gespräch mit Jorge Leuschner, Geschäftsführer des MAN-Importeurs „MHS Truck & Bus“ in Rumänien
Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien, ADZ, Mittwoch, 20. November 2013
Jorge Leuschner ist seit über sechs Jahren Geschäftsführer von MHS Truck & Bus, ein Unternehmen mit Hauptsitz in Bukarest und 311 Mitarbeitern landesweit. Es gehört zur erfolgreichen Gruppe „Automobile Bavaria“, dessen Geschäftsinhaber der gebürtige Sachse Michael Schmidt ist. MHS Truck & Bus ist der Generalimporteur von MAN-Fahrzeugen in Rumänien und hat unlängst seine achte Servicefiliale in Bacău eröffnet. Über seine Tätigkeiten und Erfahrungen sprach Dagmar Schneider mit Jorge Leuschner für die ADZ.
Wann zog es Sie und was zog Sie ausgerechnet nach Bukarest?
Es war 2002. Bevor ich nach Rumänien kam, war ich neun Jahre lang in der Hauptstadt von Venezuela, in Caracas tätig. Dort hatte ich eine Mercedes-Niederlassung aufgebaut. Mit dem Einstieg von Chrysler bei Mercedes im Jahr 1997 und dem Umzug der neuen Geschäftsführung in eine andere große Stadt, entschloss ich mich mit meiner Familie, nach Spanien zurückzukehren, wo ich vorher schon zehn Jahre gearbeitet hatte. Es kam aber anders als geplant, da in der Zwischenzeit Herr Ţiriac, welcher damals die Vertretung für Mercedes-Benz in Rumänien hatte, einen Geschäftsführer suchte und ich somit nach Rumänien kam. Zwischendurch war ich dann für kurze Zeit in Kuba und Serbien tätig. 2006 aber sprach mich zufälligerweise Herr Schmidt an, ob ich nicht die MAN-Niederlassung leiten wolle, die noch im Aufbau war. Da ich darin Berufserfahrung hatte und auch ansässig werden wollte, stieg ich 2007, nachdem ich fast 30 Jahre lang für Mercedes gearbeitet hatte, in die MAN-Welt ein.
Durch die geschilderten Tätigkeiten in verschiedenen Ländern bringen Sie ein großes Know-how mit. Welche Eigenschaften muss eine Person haben, um einen erfolgreichen Betrieb zu führen?
Ich denke, dass ein Geschäftsführer sowohl durch Unterlassen als auch durch zu viel Tun eine Firma schädigen kann. Ich hatte ein Riesenglück in meinem Leben, weil ich als junger Mann in eine Abteilung bei Mercedes geraten bin – das war so eine Art Feuerwehr – die der Vorstand für den Export hatte. Ich wurde damals auf alle Kontinente der Welt geschickt für ein paar Wochen, Monate, um eine bestimmte Problematik zu lösen, die mit dem Vertrieb der Fahrzeuge zu tun hatte. Zum Beispiel wurde ich nach Uruguay geschickt, um einem jungen Studenten, dessen Vater einen Betrieb hatte und gestorben war, zu unterstützen und bei dem Weiterführen des Geschäftes zu beraten. Und da hab ich sehr viel gelernt, ich hab Betriebe gesehen, die gut liefen, und welche, die nicht so gut liefen, und konnte bestimmte Muster über Erfolg und Misserfolg ableiten und so habe ich diesen Job theoretisch-praktisch erst richtig gelernt, bevor ich dann in Venezuela den Aufbau und die Verantwortung der Niederlassung übernahm.
Da hab ich gemerkt, wie wichtig es ist, den Mitarbeitern die Möglichkeit einzuräumen, selbst ihren Bereich mit zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen, dass man als Vorgesetzter sehen soll, dass die Mitarbeiter miteinander reden, Informationen austauschen, dass der Teamgeist gefördert wird. Den Leuten Regeln vorzuschreiben und zu kontrollieren, dass sie auch eingehalten werden, finde ich demotivierend. Wir haben zum Beispiel einen ganz kleinen Verwaltungsapparat, in dem jeder engagiert und sich seiner Verantwortung bewusst ist.
Und dann, eine andere Sache, die auch sehr wichtig ist und von der immer sehr viel geredet wird, ist die Kundennähe, mit anderen Worten, man muss sich um den Kunden kümmern. Hier in Rumänien gibt es etwa 20.000 Lkw-Halter, also Firmen, die einen Fuhrpark haben und rund 100.000 Lkw. Wir verkaufen circa 20 Prozent dieser Lkw, das heißt, wir müssen Kontakt haben sowohl zu bestehenden Kunden für Erneuerungsgeschäfte als auch zu Interessenten, mit denen wir noch kein Geschäft abgewickelt haben. Sie müssen fühlen, dass sie auch nach dem Kauf bei uns weiterhin gut betreut werden durch unser Serviceangebot.
Sie sprechen die Wichtigkeit der Kundenbetreuung an. Erzählen Sie uns, wie es dazu kam, in Bacău ein weiteres Servicecenter zu eröffnen.
Lassen Sie mich dazu von den ersten Jahren der Gründung von MHS Truck & Bus sprechen. Es war um das Jahr 2000, als ich noch bei der Konkurrenz tätig war, da überlegte sich Herr Schmidt, neben dem wachsenden Geschäft mit BMW auch eine Lkw-Abteilung in seinem Unternehmen zu haben. Da die MAN-Marke noch gar nicht so richtig vertreten war, fing er auf eigene Kosten an, eine Werkstatt nach MAN-Plänen in Otopeni zu bauen. Als die MAN-Manager diese Werkstatt sahen, bekam Herr Schmidt einen Händlerstatus. Um aber als Generalimporteur für Rumänien aufzutreten, wurde von der Leitung der MAN in München die Gründung einer eigenen Firma gefordert. So entstand MHS Truck & Bus, deren Leitung gleich zu Anfang mir übertragen wurde, mit einem damaligen Marktanteil von 8 Prozent, der in kurzer Zeit, durch die Gründung von weiteren Filialen und der permanenten Schulung der Mitarbeiter, auf über 20 Prozent wuchs.
Zum neuen Standort in Bacău muss gesagt werden, dass es schon seit langer Zeit ein Projekt gab für die sinnvolle Verteilung von Standorten im Land. Wenn man sich dann entscheidet für den Ort, muss man bestimmte Faktoren berücksichtigen, wie genügend Platz für das Abstellen der Lkw, die Lage des Grundstückes sollte womöglich am Stadtrand sein mit Strom und Gasanschluss und natürlich der Preis. Als das Grundstück in Bacău gekauft wurde, kam die Krise und so stoppten wir alles. Jetzt vor einem Jahr etwa begannen wir, wieder aktiv zu werden. Herr Pavel, dem der größte Baumarkt Rumäniens, Dedeman, gehört, hatte einen Renault-Truck-Betrieb in Bacău, in welchem die eigenen 160 Lkw gewartet wurden. Da er auf diesem Gebiet kein Experte war, bot er uns an, den Betrieb zu kaufen, und so einigten wir uns auf ein Tauschgeschäft. Unser Grundstück wurde als Anzahlung für den Renault-Betrieb veräußert. Die Angestellten wurden übernommen und zwei Monate lang geschult. Das moderne Gebäude musste nur wenig verändert werden und so konnte die Einweihung im Oktober erfolgen.
Welche Projekte haben Sie für die Zukunft? Wie sehen die Zukunftsprognosen in dieser Branche aus?
Zuerst mal müssen wir warten, dass der Lkw-Markt wieder auf ein normales Niveau zurück pendelt. Er ist sogar unter die Verkaufszahlen der 90-er Jahre abgerutscht. Es gibt eine Faustregel, die besagt, dass bei einer Million Einwohner ungefähr 1.000 neue Lkw pro Jahr gebraucht werden. Statt 20.000 werden aber nur um die 3.500 Lkw verkauft und das schon seit Beginn der Krise. Der gegenwärtige Zugang zu Krediten ist schwierig, was bedeutet, dass viele Kunden ihren Fuhrpark nicht erneuern, und das hat Konsequenzen. Das wird sich mit der Zeit schon ändern und wenn dann auch der Staat in die Erneuerung der Infrastruktur investiert, dann belebt sich der Markt. Dann erst könnte man sich überlegen, in den Orten Konstanza, Craiova, Großwardein, wo wir schon Grundstücke haben, aktiv zu werden.
Wie sehen Sie als Deutscher die Mentalität, das Miteinander der Menschen in Rumänien? Was fällt Ihnen auf?
Ich habe hier einen großen Vorteil. Da ich in Chile geboren und aufgewachsen bin, empfinde ich die Mentalitätsunterschiede nicht so stark. Die Erfahrungen, die ich durch meine weltweiten Tätigkeiten gesammelt habe, sind auf diesem Gebiet die gleichen. Überall gibt es sowohl Spannungen als auch Harmonie. Ich schaue aber, dass ich mit den Menschen rede über Sachen, die meiner Meinung nach nicht so gut laufen, und wo es Reibungen gibt, und versuche so, die Situation zu verbessern.
Die Welt ist hochinteressant und man kann sich überall wohlfühlen. Es hängt von einem selber ab. Und die Menschen sind überall dieselben, nur die Ausdrucksweise ist unterschiedlich.
Haben Sie Beziehungen zu Deutschstämmigen hier in Rumänien?
Wir haben sehr viele deutschstämmige Leute im Betrieb. Sogar aus Deutschland sind Rumänen deutscher Abstammung über Annoncen rekrutiert worden und wieder hergezogen. Für deutsche Firmen in Rumänien sind diese Leute ideal, weil die Deutschrumänen das Land gut kennen, die solide deutsche Arbeitsweise gelernt haben, die Art sich zu organisieren usw., aber auf der anderen Seite auch den einfachen Zugang zu den Rumänen haben. Deutsche werden übrigens hier, und auch in meinem Geburtsland Chile ist es nicht anders, unheimlich respektiert. Da die deutschen Produkte teuer sind, ist es wichtig, dass deutsche Firmen einen guten Vertreter haben, der durch gute Kommunikation dem lokalen Kunden zu verstehen gibt, warum sie teuer sind. Diese Konstellation mit Deutschrumänen ist daher für unser Geschäft optimal.
Welches sind Ihre Zukunftswünsche auf Rumänien bezogen?
Ich wünsche mir sehr, dass dieses Land vorwärts kommt, dass in die Infrastruktur investiert wird, dass es sich dahin entwickelt, wo es eigentlich hingehört. Die Menschen sollten die Möglichkeit haben, sich hier zu entfalten, und nicht wegziehen. Die Machtverhältnisse, die teilweise von Institutionen und Bürokratie gehalten werden und von Leuten, die charakterlich nicht so viel Macht haben sollten, das sollte sich ändern. Ich nehme Spanien als Beispiel, welches nach dem Eintritt in die EU Mitte der Achtziger sich von einem rückständigen Land in ein spritziges, weltoffenes Land entwickelt hat. Das wird in Rumänien bestimmt auch so sein, es ist nur eine Frage der Zeit.
Wann zog es Sie und was zog Sie ausgerechnet nach Bukarest?
Es war 2002. Bevor ich nach Rumänien kam, war ich neun Jahre lang in der Hauptstadt von Venezuela, in Caracas tätig. Dort hatte ich eine Mercedes-Niederlassung aufgebaut. Mit dem Einstieg von Chrysler bei Mercedes im Jahr 1997 und dem Umzug der neuen Geschäftsführung in eine andere große Stadt, entschloss ich mich mit meiner Familie, nach Spanien zurückzukehren, wo ich vorher schon zehn Jahre gearbeitet hatte. Es kam aber anders als geplant, da in der Zwischenzeit Herr Ţiriac, welcher damals die Vertretung für Mercedes-Benz in Rumänien hatte, einen Geschäftsführer suchte und ich somit nach Rumänien kam. Zwischendurch war ich dann für kurze Zeit in Kuba und Serbien tätig. 2006 aber sprach mich zufälligerweise Herr Schmidt an, ob ich nicht die MAN-Niederlassung leiten wolle, die noch im Aufbau war. Da ich darin Berufserfahrung hatte und auch ansässig werden wollte, stieg ich 2007, nachdem ich fast 30 Jahre lang für Mercedes gearbeitet hatte, in die MAN-Welt ein.
Durch die geschilderten Tätigkeiten in verschiedenen Ländern bringen Sie ein großes Know-how mit. Welche Eigenschaften muss eine Person haben, um einen erfolgreichen Betrieb zu führen?
Ich denke, dass ein Geschäftsführer sowohl durch Unterlassen als auch durch zu viel Tun eine Firma schädigen kann. Ich hatte ein Riesenglück in meinem Leben, weil ich als junger Mann in eine Abteilung bei Mercedes geraten bin – das war so eine Art Feuerwehr – die der Vorstand für den Export hatte. Ich wurde damals auf alle Kontinente der Welt geschickt für ein paar Wochen, Monate, um eine bestimmte Problematik zu lösen, die mit dem Vertrieb der Fahrzeuge zu tun hatte. Zum Beispiel wurde ich nach Uruguay geschickt, um einem jungen Studenten, dessen Vater einen Betrieb hatte und gestorben war, zu unterstützen und bei dem Weiterführen des Geschäftes zu beraten. Und da hab ich sehr viel gelernt, ich hab Betriebe gesehen, die gut liefen, und welche, die nicht so gut liefen, und konnte bestimmte Muster über Erfolg und Misserfolg ableiten und so habe ich diesen Job theoretisch-praktisch erst richtig gelernt, bevor ich dann in Venezuela den Aufbau und die Verantwortung der Niederlassung übernahm.
Da hab ich gemerkt, wie wichtig es ist, den Mitarbeitern die Möglichkeit einzuräumen, selbst ihren Bereich mit zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen, dass man als Vorgesetzter sehen soll, dass die Mitarbeiter miteinander reden, Informationen austauschen, dass der Teamgeist gefördert wird. Den Leuten Regeln vorzuschreiben und zu kontrollieren, dass sie auch eingehalten werden, finde ich demotivierend. Wir haben zum Beispiel einen ganz kleinen Verwaltungsapparat, in dem jeder engagiert und sich seiner Verantwortung bewusst ist.
Und dann, eine andere Sache, die auch sehr wichtig ist und von der immer sehr viel geredet wird, ist die Kundennähe, mit anderen Worten, man muss sich um den Kunden kümmern. Hier in Rumänien gibt es etwa 20.000 Lkw-Halter, also Firmen, die einen Fuhrpark haben und rund 100.000 Lkw. Wir verkaufen circa 20 Prozent dieser Lkw, das heißt, wir müssen Kontakt haben sowohl zu bestehenden Kunden für Erneuerungsgeschäfte als auch zu Interessenten, mit denen wir noch kein Geschäft abgewickelt haben. Sie müssen fühlen, dass sie auch nach dem Kauf bei uns weiterhin gut betreut werden durch unser Serviceangebot.
Sie sprechen die Wichtigkeit der Kundenbetreuung an. Erzählen Sie uns, wie es dazu kam, in Bacău ein weiteres Servicecenter zu eröffnen.
Lassen Sie mich dazu von den ersten Jahren der Gründung von MHS Truck & Bus sprechen. Es war um das Jahr 2000, als ich noch bei der Konkurrenz tätig war, da überlegte sich Herr Schmidt, neben dem wachsenden Geschäft mit BMW auch eine Lkw-Abteilung in seinem Unternehmen zu haben. Da die MAN-Marke noch gar nicht so richtig vertreten war, fing er auf eigene Kosten an, eine Werkstatt nach MAN-Plänen in Otopeni zu bauen. Als die MAN-Manager diese Werkstatt sahen, bekam Herr Schmidt einen Händlerstatus. Um aber als Generalimporteur für Rumänien aufzutreten, wurde von der Leitung der MAN in München die Gründung einer eigenen Firma gefordert. So entstand MHS Truck & Bus, deren Leitung gleich zu Anfang mir übertragen wurde, mit einem damaligen Marktanteil von 8 Prozent, der in kurzer Zeit, durch die Gründung von weiteren Filialen und der permanenten Schulung der Mitarbeiter, auf über 20 Prozent wuchs.
Zum neuen Standort in Bacău muss gesagt werden, dass es schon seit langer Zeit ein Projekt gab für die sinnvolle Verteilung von Standorten im Land. Wenn man sich dann entscheidet für den Ort, muss man bestimmte Faktoren berücksichtigen, wie genügend Platz für das Abstellen der Lkw, die Lage des Grundstückes sollte womöglich am Stadtrand sein mit Strom und Gasanschluss und natürlich der Preis. Als das Grundstück in Bacău gekauft wurde, kam die Krise und so stoppten wir alles. Jetzt vor einem Jahr etwa begannen wir, wieder aktiv zu werden. Herr Pavel, dem der größte Baumarkt Rumäniens, Dedeman, gehört, hatte einen Renault-Truck-Betrieb in Bacău, in welchem die eigenen 160 Lkw gewartet wurden. Da er auf diesem Gebiet kein Experte war, bot er uns an, den Betrieb zu kaufen, und so einigten wir uns auf ein Tauschgeschäft. Unser Grundstück wurde als Anzahlung für den Renault-Betrieb veräußert. Die Angestellten wurden übernommen und zwei Monate lang geschult. Das moderne Gebäude musste nur wenig verändert werden und so konnte die Einweihung im Oktober erfolgen.
Welche Projekte haben Sie für die Zukunft? Wie sehen die Zukunftsprognosen in dieser Branche aus?
Zuerst mal müssen wir warten, dass der Lkw-Markt wieder auf ein normales Niveau zurück pendelt. Er ist sogar unter die Verkaufszahlen der 90-er Jahre abgerutscht. Es gibt eine Faustregel, die besagt, dass bei einer Million Einwohner ungefähr 1.000 neue Lkw pro Jahr gebraucht werden. Statt 20.000 werden aber nur um die 3.500 Lkw verkauft und das schon seit Beginn der Krise. Der gegenwärtige Zugang zu Krediten ist schwierig, was bedeutet, dass viele Kunden ihren Fuhrpark nicht erneuern, und das hat Konsequenzen. Das wird sich mit der Zeit schon ändern und wenn dann auch der Staat in die Erneuerung der Infrastruktur investiert, dann belebt sich der Markt. Dann erst könnte man sich überlegen, in den Orten Konstanza, Craiova, Großwardein, wo wir schon Grundstücke haben, aktiv zu werden.
Wie sehen Sie als Deutscher die Mentalität, das Miteinander der Menschen in Rumänien? Was fällt Ihnen auf?
Ich habe hier einen großen Vorteil. Da ich in Chile geboren und aufgewachsen bin, empfinde ich die Mentalitätsunterschiede nicht so stark. Die Erfahrungen, die ich durch meine weltweiten Tätigkeiten gesammelt habe, sind auf diesem Gebiet die gleichen. Überall gibt es sowohl Spannungen als auch Harmonie. Ich schaue aber, dass ich mit den Menschen rede über Sachen, die meiner Meinung nach nicht so gut laufen, und wo es Reibungen gibt, und versuche so, die Situation zu verbessern.
Die Welt ist hochinteressant und man kann sich überall wohlfühlen. Es hängt von einem selber ab. Und die Menschen sind überall dieselben, nur die Ausdrucksweise ist unterschiedlich.
Haben Sie Beziehungen zu Deutschstämmigen hier in Rumänien?
Wir haben sehr viele deutschstämmige Leute im Betrieb. Sogar aus Deutschland sind Rumänen deutscher Abstammung über Annoncen rekrutiert worden und wieder hergezogen. Für deutsche Firmen in Rumänien sind diese Leute ideal, weil die Deutschrumänen das Land gut kennen, die solide deutsche Arbeitsweise gelernt haben, die Art sich zu organisieren usw., aber auf der anderen Seite auch den einfachen Zugang zu den Rumänen haben. Deutsche werden übrigens hier, und auch in meinem Geburtsland Chile ist es nicht anders, unheimlich respektiert. Da die deutschen Produkte teuer sind, ist es wichtig, dass deutsche Firmen einen guten Vertreter haben, der durch gute Kommunikation dem lokalen Kunden zu verstehen gibt, warum sie teuer sind. Diese Konstellation mit Deutschrumänen ist daher für unser Geschäft optimal.
Welches sind Ihre Zukunftswünsche auf Rumänien bezogen?
Ich wünsche mir sehr, dass dieses Land vorwärts kommt, dass in die Infrastruktur investiert wird, dass es sich dahin entwickelt, wo es eigentlich hingehört. Die Menschen sollten die Möglichkeit haben, sich hier zu entfalten, und nicht wegziehen. Die Machtverhältnisse, die teilweise von Institutionen und Bürokratie gehalten werden und von Leuten, die charakterlich nicht so viel Macht haben sollten, das sollte sich ändern. Ich nehme Spanien als Beispiel, welches nach dem Eintritt in die EU Mitte der Achtziger sich von einem rückständigen Land in ein spritziges, weltoffenes Land entwickelt hat. Das wird in Rumänien bestimmt auch so sein, es ist nur eine Frage der Zeit.