Montag, 24. November 2014

Putin und die neo-imperiale Talkshow bei Günther Jauch

Ich fand die Jauch Runde "Antwort an Putin: Nachgehen oder Härte zeigen" höchst ärgerlich.

Was ist denn das? Die Fortsetzung der Jalta Konferenz, in der allein die Mächtigen über ihre Einflussgebiete in Europa entscheiden ohne die tatsächlich betroffenen auch nur zu fragen? Die Menschen in der Ukraine oder in Moldavien, die sollen das so hinnehmen, auch wenn die meisten von ihnen lieber zu Westeuropa als zu einem rückständigen Russland tendieren?

Putin macht weiter das, was sein Volk seit Zarenzeiten gewohnt ist und viele heute noch gerne feiern: imperiale Politik. Wir übrigen Europäer sollten nicht zu viel Rücksicht auf seine Befindlichkeiten nehmen. Dagegen sollten wir an die kleinen osteuropäischen Völker denken, die eine andere Vorstellung für ihre Zukunft hegen, als die Puffer für ein paranoides Riesenland zu bleiben. Als Europäer ist es unser Pflicht, konstruktiv darüber nachzudenken, wie wir den kleinen Nachbarn im Osten in ihrer sicher nicht leichten Entwicklung helfen und den Wünschen der anständigen Menschen dort entgegen kommen können.

Am Ende wird auch Russland, als Teil Europas, zu unserer Gemeinschaft gehören. Denn auch dort werden sich die Menschen auf Dauer nicht allein mit Fahnen, Kirche und Vodka abspeisen lassen.

Aber so, wie das in dieser Runde angegangen wurde, ist es äußerst beschämend.

Sehen Sie selbst die Günther Jauch Talk Show vom 23. November 2014 ( www.ardmediathek.de/tv ) oder lesen Sie die traurig stimmenden Leserbeiträge dazu im Spiegel Online ( www.spiegel.de/kultur/tv/jauch-talk-zu-ukraine-konflikt-biermann-putin-und-hitlers-autobahn-a-1004592.html#js-article-comments-box-pager ).

Montag, 28. April 2014

Das Kleinhirn und die Neo-Despoten

Nun habe ich es endlich begriffen. Nach fast 64 Jahren auf dieser Erde und der Lektüre mehrerer Sachbücher zum Thema.

Allein das Kleinhirn entscheidet. Ein großes braucht man dafür offensichtlich nicht. Und das alles in Nanosekunden, so dass wir es selbst gar nicht mitbekommen. Gefühle und ein paar locker angesammelte Erfahrungen sind ausschlaggebend. Für längere Gedankengänge ist da kein Platz, schließlich geht es ja um ein Kleinhirn. Zack! So wird gedacht.

Das Großhirn produziert dann nur noch im Nachhinein Argumente für diese Entscheidung. Falls gewünscht. Ist sozusagen sein Pressesprecher. Von der Entscheidung selbst ist es ausgeschlossen. Dabei trickst hier das Kleinhirn: Es lässt den großen Bruder geschickt im Glauben, er selbst, nach langem Für und Wider, habe die Entscheidung getroffen. Deshalb denkt das Großhirn auch nicht im Traume daran, seine Meinung zu ändern.

Man kann also niemand umstimmen, niemand mit irgendwelchen Fakten überzeugen. Es hat keinen Zweck. Das Kleinhirn hat hinter den Kulissen schon alle notwendigen Strippen gezogen. Was immer die Entscheidungen unterstützt, wird vom bewussten Großhirn dann auch freudig registriert und gerne retweetet. Alles, was dann nicht passt, wird ausgeblendet. Gibt es gar nicht. Oder, wenn das Getöse der kognitiven Dissonanz tatsächlich zu groß wird und einfach die Mauer des Ignorierens nicht mehr standhält, dann produziert das Großhirn in voller Kapazität Argumente für die ihm von der kleinen Schwester eingeflößte Meinung und gegen alles, was sich dieser widersetzt. Mangelt es möglicherweise dann an stichhaltigen oder sachlichen Argumenten, wird es persönlich und beleidigend. Oder attackiert einen anderen wunden Punkt des Gegners, der mit der Sache gar nicht im Zusammenhang steht.

Eheleute kennen das vom Partner. Eltern von ihren Teenies und Teenies von ihren Eltern.

Es ist also nicht so, dass die Obrigkeit von der göttlichen Eingebung abgeschnitten wurde, weil der Messenger im Bierhaus versackte, wie Karl Valentin vermutete. Die Wissenschaft hat festgestellt, dass es das Kleinhirn ist, dass die Kommandozentrale gekapert hat und die Vernunft außen vor lässt. Bei der Obrigkeit und bei allen anderen. Auch bei mir.

Doch was passiert hier? Warum schreibe ich das?

Sollte sich mein Großhirn tatsächlich emanzipieren wollen? Gibt es eine Chance, dass wir uns von der unendlichen Dummheit in unserem Universum befreien könnten, in die uns die Kleinhirne dieser Welt verdammt haben?

Nein, keine Bange. Auch hier hat das Kleinhirn weiterhin die volle Kontrolle. Es trickst nur wieder. Reiner Nebel. Es ist ihm wichtig, dass das Großhirn glaubt, es hätte irgendein Recht auf Mitbestimmung. Es soll halt nur nicht merken, dass dem überhaupt nicht so ist. Daher gönnt man ihm gelegentliche Freiräume, völlig ungefährlich für den tatsächlichen Machterhalt.

Genauso wie in diesen neuen Demokratien in Ost und West, in denen im Grunde ein starker Mann allein alle Fäden in der Hand hält, und es trotzdem eine Spielwiese für Andersdenkende gibt. Wie der Sandkasten in der IT-Welt. Darin kann man machen, was man will. Bewirken wird man allerdings nichts, die tatsächliche Entscheidungsbefugnis bleibt dem Häuptling und den Seinen vorbehalten. Und ich hege den Verdacht, dass viele von denen gar kein Großhirn haben. Allerhöchstens zwei kleine. Mehr brauchen sie auch gar nicht.

Dienstag, 11. März 2014

Fussballer sollten das Zocken lieber den Bankern überlassen

Also da habe ich einen Freund, Fussballer a.D., der meinte, mit spekulativem Börsen- und Devisenjonglieren sein Altersgeld aufbessern zu können. Da hatte er es im Alter von 33 geschafft, nach 12 Jahren ballern für einen südeuropäischen Provinzverein, immerhin mit einer Million Euro auf der hohen Kante in die Fussballerpension zu gehen.

Das dürfte reichen, meinte ich. "Nicht so ganz", widersprach er, "ich brauche so für Frau, Kinder und mich etwa 40.000 pro Jahr. Da ist das viele Geld nach 25 Jahren zu Ende. Dann bin ich mit 58 nicht einmal so alt wie du jetzt."

Recht hat er. Da nicht jeder Ex-Fussballer einem bayerischen Spitzenverein vorstehen kann, war es sein Plan, zu investieren. Und da die Banken bekanntlich das meiste von einem Investor für sich behalten, holte er sich so eine Online Trading Software, um seine Investments selber zu steuern. Zuhause oder unterwegs, vom smarten Handy aus.

Damit konnte er nicht nur Geld verdienen, es machte ihm auch Spaß, mächtig Spaß. Man könnte fast sagen, er wurde süchtig. Klick - Klick - Klick - warten - Klick: 1% reicher am FX-Markt. Klick - Klick, na ja, ging daneben. Immer wieder! Nicht anders als beim großen Vorbild, schaffte er es in einem Jahr an die über 50.000 Transaktionen. Mal gewonnen, mal verloren.

Auf meine Frage, ob er jetzt reicher sei, antwortete er grinsend: “Eigentlich habe ich immer noch das gleiche Geld. Aber es hat Spaß gemacht.”

Dieser Spaß wird ihm spätestens dann vergehen, wenn er seinen Steuerberater spricht. Denn, wie die Dame der Steuerfahndung in einem heute laufenden Prozess bestätigte, nutzt es bei diesem Invest-Zocken nichts, Verluste zu machen. Der Staat will 25% der eingestrichenen Gewinne. Etwaige Verluste trägt in diesem Spiel der Zockerer ganz allein. Beim wirklichen Zocken, bei Glücksspielen wie Lotto und so, fällt dagegen keine Steuer an.

Und, im Gegensatz zu dem, was der einfache Michel denkt, wenn er meint, eine Steuerschuld von 27 oder mehr Millionen kann man nur mit einer ungeheuren Summe Einsatz beim Online Trading zusammenbekommen, sehen Sie mal, was ich meinem Freund vorrechne.

Er hat 50.000 mal spekuliert.
Er hat 1 Million Euro Spielgeld.
Im Schnitt hat er zur Hälfte je 1% (10.000 Euro) Gewinn und 1% Verlust (-10.000 Euro) gemacht.
Also
Gewonnen: 25.000 x 10.000 = 250.000.000 Euro. Darauf entfallen dann 25% Steuer.
Verloren: 25.000 x -10.000 = -250.000.000 Euro, steuerfrei.

Am Schluss hat er weiterhin noch seine Million. Das ging mal gut. Aber leider auch 62,5 Millionen Euro Steuerschulden. Die er nie und nimmer wird bezahlen können.

Ab in den Knast mit ihm. Da gehören die Steuerhinterzieher hin!