Samstag, 23. Februar 2013

Manager-Typen





Nachdem ich nun über einige Jahrzehnte mit den verschiedensten Menschen zu tun hatte, stellte ich kürzlich fest, dass mein einfach strukturiertes Hirn es sich hier recht einfach macht. Es verfügt über ein paar Etiketten, die es ohne großen Aufwand an die Menschen vor mich klebt. Sobald das geschehen ist, verfalle ich automatisch in ein vorbestimmtes Verhaltensmuster, das mir in den meisten Fällen hilft, mein Ziel zu erreichen.

Dies gilt vor allem in meinen Geschäftsaktivitäten, wenn ich es mit der Spezies Manager zu tun habe.

„Aha”, könnten meine grauen Zellen beispielsweise zu mir sagen, „hier haben wir einen Polizisten. Wieso führt der den Vertrieb? Warum haben sie ihn nicht schon längst im Lieferanteneingang als Wachmann eingesetzt?” Oder ich höre diese innere Stimme, die mich fragt: „Was macht denn dieser Zahlen-wiederkauende Affe hier als Chef der Öffentlichkeitsarbeit?”

Das ist genau das Problem mit den Organisationen. Sie scheinen wirklich gute Leute zu haben, doch die sitzen an den falschen Stellen. Der Unternehmer-Typ arbeitet im Archiv. Der verhandlungssichere Geschäftsmann reinigt Toiletten. Und so weiter. Es wäre so leicht, mit einigen wenigen Personalrochaden die Organisationen zu verbessern.

Problematisch bliebe allerdings bei jeder Umstellung dieser Art, was man mit der Gruppe der Manager vom Typ Politiker denn machen soll. Das sind diese machtbesessen Menschen, die immer da auftauchen, wo man mit ein paar zackigen Worten schnell in ein gutes Bild rückt um weitere Punkte für die nächste Beförderung zu sammeln. Arbeiten tun sie eigentlich nicht, es sei denn, an der Verbesserung ihres Golf-Handicaps. Im Grunde passen sie nur auf einen Platz im Unternehmen: an die Spitze. Nur ist es da leider sehr eng und es gibt zu viele Manager dieses Typs.

Freitag, 22. Februar 2013

Sternstunde

Drei Jahre haben sie ihm gegeben. Ob das reicht, die Sache in Schwung zu bekommen?

Die Nutzfahrzeuge in Europa stehen schon einmal gut da. Neue Modelle, auf Zukunft gebaut, niedrige Kosten für den Kunden. In Nordamerika auch nicht schlecht. In Lateinamerika hatte man mal die Hälfte des Marktes oder mehr in der Hand. Doch das zentrale Werk in Brasilien wurde zum Abstellplatz für Leute, die man belohnen, doch lieber nicht in den Vorstand lassen wollte. Eine Fehlentscheidung folgte der nächsten, über Jahre. VW do Brasil, jetzt MAN, baute dagegen konsequent erfolgreiche Fahrzeuge und Marktanteile aus, und ist nun der unumstrittene Anführer der südamerikanischen Nutzfahrzeugbauer. In Asien ließ man den Mitsubishi Canter an der langen Leine, statt die Marke konsequent an den Stern zu binden. Und in China und Indien, den großen Schwellenländern, ist man bis jetzt nur Mitläufer.

Trauriger sieht es bei den Pkw aus, die doch den Glanz der Marke ausmachen. In den letzten Jahren wurden Autos ohne Gesicht produziert. Der Stern allein, mal auf dem Kühler oder, schlimmer, riesengroß im Kühler, reicht doch nicht. BMW und Audi zogen davon, die haben Autos mit ihrem eigenen Charakter, die binden ihre Kundschaft. Mercedes sind nun verwaschene Einerleiautos geworden. Nichts Schlechtes und nichts Rechtes. Warum lässt man nicht wieder den Top-Designer Murat Günak dran? Er hat für Daimler die schönsten Autos der letzten Jahrzehnte erschaffen. Zurückholen lässt er sich vielleicht nicht, aber man kann ihm doch den Auftrag extern geben, das nächste Modell zu zeichnen.

Nachdem vor einigen Jahrzehnten, aufgrund all zu viel Ingenieurenthusiasmus auf der einen Seite und Controlling-Druck auf der anderen, die Pkw-Entwicklung bei Daimler aus den Fugen geraten war, sorgte ein junger Dieter Zetsche in kurzer Zeit für Ordnung. Er gewann die Achtung all seiner Kollegen: Intelligent, charmant und ein unermüdliches Arbeitstier. Da nun der Vertrieb schwächelte, gab man ihm das zum Umkrempeln. Hier gab es die ersten Ausrutscher: Als gelernter Ingenieur ging er an die Verkaufsmannschaften und Kunden erst so heran, als wären sie ein Maschinenpark. Bevor der Lernprozess einsetzte, dass man in einem Autohaus Kunden umschmeicheln muss, kaufte sich Daimler zu früh und damit viel zu teuer bei Chrysler ein. Als sich zeigte, dass man voreilig ein ziemlich marodes Gebilde eingefangen hatte, musste Dieter Zetsche nach Amerika, um den Karren aus den Dreck zu ziehen. Die störrischen amerikanischen Manager den in allen automobilen Belangen besseren Deutschen unterzuordnen, dafür war er wohl ein zu feiner Mann. Damit ging ein Projekt, das eine intelligente Symbiose hätte werden können, als teures Experiment unter. Automobil unerfahrene Investoren und Aufsichtsräte beschlossen daher das Ende des Jahrhundert-Mergers. Dieter Zetsche musste es abwickeln. Nun zeigen ironischerweise Italiener, den man sonst nicht viel Gutes nachsagt, dass da doch Geld zu machen ist.

Doch Hoffnung keimt nun auch beim Vorstandsvorsitzenden wieder auf. Als seine neue Partnerin wird die genial temperamentvolle Désirée Nosbusch in ihm das noch fehlende Quentchen an gutem Geschmack und Menschenkenntnis zum Vorschein bringen. Ich kaufe schon einmal Daimler-Aktien.